
Stadt Konstanz/Chris Danneffel
„Die CDU ist die vielleicht einzige Partei, die in der Mitte der Gesellschaft die Leute zusammenhalten kann“, sagt Konstanz' Oberbürgermeister Uli Burchardt.
Von Julia Graven
Neben dem Schreibtisch steht eine Akustikgitarre, auf der anderen Seite sind staatsmännisch Fahnen aufgestellt – Europa, Deutschland, Baden-Württemberg, Konstanz. Uli Burchardt hat sein Büro in einem Türmchen des schmucken Renaissance-Rathauses von Konstanz, nur ein paar Schritte vom Bodensee entfernt in der Fußgängerzone. Nebenan im Ratssaal bereiten Techniker gerade den Videopodcast vor, mit dem die Bürger die Gemeinderatssitzungen online nachverfolgen können. Genau der richtige Ort, um den konservativen OB mit dem grünen Image zu fragen, wie die nachhaltige, innovative Stadt der Zukunft aussehen könnte.
Herr Burchardt, 2019 hat der Stadtrat einstimmig den Klimanotstand ausgerufen, als erster überhaupt in Deutschland. Warum?
Uli Burchardt: Wir Städte sind die Hauptverursacher des Klimawandels. Aber wir sind auch die Hauptleidtragenden. Deshalb müssen wir auch die Ersten sein, die diese Aufgabe lösen.
Sie haben damals gesagt, Konstanz soll 2035 weitgehend klimaneutral sein. Wie weit sind Sie?
Burchardt: Fridays for Future würde sagen: Ihr seid grauenhaft langsam. Und ja, wir hängen hinter unserem Absenkpfad hinterher.
Wo hakt es?
Burchardt: Die Energiegewinnung ist ein Riesenproblem. Das kostet wahnsinnig viel Geld und auch viel Zeit. Wenn ich ein Stromnetz ertüchtigen will, um riesige Wärmepumpen zu betreiben oder große Strommengen von einer großen PV-Anlage abzunehmen, brauche ich erstmal Trafostationen, Umspannwerke und so weiter. Und wenn wir heute einen Trafo bestellen, kommt der in drei Jahren. Fotovoltaik genehmigt zu kriegen und umzusetzen, ist auch viel zu aufwendig bei uns in Deutschland. Und in einer Stadt wie Konstanz mit ihrem denkmalgeschützten Altstadtbereich ein Wärmenetz zu legen, ist ebenfalls sehr, sehr, sehr, sehr schwierig.